[ənˈteləkē]

Die von dem französischen Ingenieur Jacques de Vaucanson um 1738 konstruierte mechanische Ente bestand angeblich aus mehr als 400 beweglichen Einzelteilen. Sie sei imstande gewesen, mit den Flügeln zu flattern, Wasser zu trinken und Körner aufzupicken. Und sie soll über einen künstlichen Verdauungsapparat verfügt haben, der Entenkot in naturgetreuer Konsistenz ausscheiden konnte.

Das die mechanische Konstruktion dieses frühen Automaten darstellende Bild versinnbildlicht den von Aristoteles begründeten Begriff Entelechie in seiner Deutung als Reifegestalt: Entelechie bezeichnet den Zustand, welchen jedes Einzelne erreicht, wenn seine Entwicklung zum Abschluß gelangt ist, und meint sowohl das vollendete Einzelding wie auch das Individuum im Vollendungszustand. Entelechie ist die Form, die ihr Ziel in sich trägt und sich im Stoff verwirklicht.

Es war die zielgerichtete Kraft des Verwirklichens, die Jacques de Vaucanson antrieb, als er seine exzellente Idee in einen komplexen Konstruktionsplan und diesen in einen funktionstüchtigen Automaten umsetzte.

Entelechie steckt überall dort drin, wo teleologisches, also zielgerichtetes Denken herrscht, wo Handlungen oder Entwicklungsprozesse an Zwecken orientiert sind und daher zweckmäßig ablaufen, bzw. wo sie aus eigener Kraft ihre Entwicklung zum Abschluß bringen und ihr vollendetes Sein persistent verwirklichen.

Diese Kraft ist es auch, die die Potentialität, welche im Drehbuch eines Filmes angelegt ist, Realität werden lässt. Der Film ist die Entelechie des Drehbuchs, da der Film die Verwirklichung des Drehbuchs darstellt. In der zielgerichteten Zusammenführung der arbeitsteiligen Produktionsprozesse einer Filmproduktion, bei dem die künstlerischen, technischen und organisatorischen Leistungen der einzelnen Departments wie in einem mechanischen Räderwerk ineinandergreifen, vollzieht sich der Prozess der Filmwerdung, der nicht ohne die einem Teamwork innewohnenden Kräfte der Selbstorganisation und der Selbstverwirklichung glücken kann.

Zugleich bedeutet Entelechie das Innehaben von vollendeten Fähigkeiten, die prinzipiell jederzeit abrufbar sind. In diesem Sinne bezeichnet Entelechie das Vermögen eines Individuums, nicht aber das Individuum selbst. So besitzt der Filmschaffende die Fähigkeit, Filme zu produzieren, weshalb die Herstellung von Filmen die Entelechie des Filmschaffenden ist. Diese Fähigkeit, ausgeübt mit spitzer Feder und ruhiger Hand, entspricht seinem Wirkpotential.

„All things that exist now, and not just potentially, are beings-at-work, and all of them have a tendency towards being-at-work in a particular way that would be their proper and "complete" way.” (Joe Sachs, 1995)

 

[wɜːks]

In Kombination mit entelechy läßt sich works einerseits als Verbum verstehen und besagt: „Entelechie arbeitet, bzw. wirkt oder funktioniert“ und andererseits als Substantiv für den Fall der mit „Entelechie-Arbeiten“ betitelten Werkschau auf der Homepage.

works weist dabei auf die Konvergenz von Entelechie und Energie hin. Denn während die Form Entelechie ist, insofern sie das Ziel des Wirkens beinhaltet, ist sie auch Energie, weil sie die Wirkursache in sich trägt. energeia (en ergô einai: in Werk sein) ist die lebendige Wirksamkeit im Unterschied zur bloßen Potentialität oder Möglichkeit einer Form und bezeichnet den Übergang von der Möglichkeit in die Wirklichkeit.